Mauern als Grenzbefestigung sind in verschiedenen Ländern ein Thema und Zeichen besonderer Nachbarschaftsverhältnisse. Die damit verbundenen Beziehungen, Barrieren und Blockaden, sind Gegenstand einer geplanten Großinstallation im öffentlichen Raum, die Dirk Großer in Kooperation mit dem Neuen Sächsischen Kunstverein entworfen hat. Dabei soll zunächst eine Mauer als Projektionsobjekt für künstlerische Entwürfe zum Freiheitsbegriff errichtet werden.
Die für Emergency Break entstandene Installation interpretiert die weltweiten Mauertrends zum einen als Einschnitt in die Architektur und Infrastruktur, zum anderen als Wettbewerbsimpuls in Gestalt eines hochgemauerten Siegerpodests. Im Video „Border Situations“ werden solche Baustellen vorgestellt, wobei die Mauerlast vor allem in den Köpfen der betroffenen Menschen sichtbar wird. Der Fotograf Roberto Huarcaya sagt zur Mauer der Schande in Lima: „Wir alle hier in Peru tragen eine Mauer in unseren Köpfen, geprägt von Klassismus und Rassismus“.
Auch andere Werke der Ausstellung funktionieren in diesem Kontext. In der Collage von Frenzy Höhne „DROHENDES GLÜCK, 2019/2020 (#9 Nachhaltigkeit)“ tauchen Versatzstücke unserer Konsumkultur gemeinsam mit Etikettierungen aus der Ethikfabrik auf. Arrangiert wie ein Erpresserbrief, entsteht bei der Reihung der Begriffe aus Werbeslogans eine wörtliche Wertschöpfungskette, die sich rastlos liest und auf einen inflationär verwendeten Wertekanon hinweist, vor allem im Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen der Erde.
Der Siebdruck „Vor hundert Jahren“ von Karen Koschnik ist einer Fotografie gewidmet, die während der Spanischen Grippe entstand. Sofort verbinden wir die dargestellten Personen, die Schutzmasken tragen, mit unserer eigenen Situation während des Corona-Lockdowns. „Als wir uns am Wadi Elbe im Schatten der Brücke trafen“ ist ein Collagen-Landschaftsgemälde von Christian Manss. Es eröffnet aus der Perspektive eines möglichen Zukunftsszenarios, was uns vorschwebt. Die Elbe führt kaum noch Wasser. Schafe weiden im Flussbett unweit des Stadtzentrums, wie damals beim Untergang Roms.